REHEMA LOCATION
Text Pub_01: Im letzten Jahresheft 2021 hatte ich auf den Seiten 79-80 über den Start eines 4. Interplast-Hospitals berichtet, das den Namen REHEMA Centre Medical erhalten soll (Rehema heißt auf Suaheli Barmherzigkeit). Nach 2 Absagen auf finanzielle Unterstützung durch das Ministerium für Entwicklung (BMZ) wegen angeblich fehlender Nachhaltigkeit, und der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, weil sich die Demokratische Republik Kongo nicht am Projekt beteiligt,kam mir die Erbschaft meiner Mutter zu Hilfe, um Ende 2020 den Bau des im Zentrum der Stadt gelegenenen Hospitals unbürokratisch zu starten.
Text Pub_02: Mein Architekten-Sohn Andreas entwarf ein zunächst einstöckiges, später gegebenenfalls 4-stöckiges Hospital von 600 qm Grundfläche, und mein Unternehmer-Sohn Martin finanzierte den Abriss der bisherigen Ambulanz, des Bischofsitzes und der Kirche des Nazareners, die eher Onkel Toms Hütte glich, sowie das Ausheben der Lava für die Grundmauern.
Bauplatz der Nazarener
Grundmauern
Text Pub_03: Seither wurden die Mauern hochgezogen, Platz für große Fenster gelassen um Elektrizität zu sparen, und ein stabiles Dach aufgesetzt, das später als Boden des 1. Stockes dienen soll.
Text Pub_04:Im März 2022 werden Elektrizität, Sanitär, Innenputz und Bodenplatten verlegt sein, sodass der Innenausbau mit Küchenboards im OP un allen Funktionsräumen, mit Betten, Schränken, und Op-Inventar beginnen kann. Im Sommer 2022 wird voraussichtlich die Eröffnung sein, die mit einer effektiven Reklame-Kampagne die armen und reichen Bewohner Gomas auf ihr neues REHEMA-Hospital aufmerksam machen soll.
In Goma fehlt es - wie im ganzen Kongo - an medizinischen Spezialabteilungen, weil die Assistenzärzte für ihre 5-jährigen Ausbildung zum Facharzt bis zu $15.000 an die wenigen Universitäten bezahlen müssen. REHEMA soll deshalb ein Spezialisten-Hospital werden, in dem z.B. prospektive plastisch-chirurgische, Gesichts-chirurgische und orthopädische Patienten gelistet werden, um dann von entsprechenden Interplast-Team operiert zu werden.
Außerdem sollen z.B. Schulungen für Hebammen und Hausärzte erfolgen, und weitere Teams von Zahnärzten, Pädiatern und Infektiologen eingeflogen werden.
Grundmauern 2
Dach mit Vulkan im September 2021
Text Pub_05: All das wird weiteres Geld kosten, sodass ich nach dem ersten Funktionieren des Hospitals ein zweites Mal bei der Fresenius-Stiftung und dem BMZ einen Antrag auf einen weiteren Ausbau und für Fortbildungskosten stellen werde. Derzeit fehlt noch die Finanzierung des Röntgen- und Ultraschall-Gerätes mit ca. 50.000 Euro. Mit diesen Geräten sollen die Ärzte ein eigenes Einkommen für REHEMA von den zahlenden Patienten der Umgebung generieren.
Text Pub_06: Während die Kosten für den Ausbau des Erdgeschosses zur Ambulanz mit dann ca. 350.000 Euro stehen, konnte ich mit meinen Bettelbriefen an 170 reiche Freunde und gute Bekannte fast 100.000 Euro von 35 Freunden für den künftigen Unterhalt des Hospitals mit $ 5.000/Monat bekommen. Außerdem wird "mein Chinese" in Shanghai, der mein Faltenmittel in China höchst erfolgreich vertreibt, monatlich $2.500 auf unbestimmte Zeit für den Betrieb zuschießen.
Ein Glücksfall bescherte uns einen Amerikaner als Hospital-Manager, der in Gisenyi, auf der anderen Seite der Grenze nach Ruanda, bereits ein Nazarener-Hospital leitet. Er wird, gegen Bezahlung, zusätzlich das REHEMA managen bis es rentabel arbeitet.
Die 4 Ärzte haben verstanden, dass ihre weitere Existenz von einer baldigen Selbständigkeit des REHEMA-Hospitals abhängen wird - und sie besser als die Ärzte in den 3 größeren Hospitälern und der Universität ihre Patienten behandeln müssen. Sie werden anfangs mit $400/Monat auskommen und sich je nach Wirtschaftslage auf $600 steigern können. Vorrangig bleibt jedoch die kostenlose Behandlung der Armen.
Rehema Op-Gang
App 9
Text Pub_07:Die beiden Ärzte der früheren Nazarener-Ambulanz haben das Jahr 2021 genutzt und eine Weiterbildung in Labormedizin und Ultraschall und Röntgen in benachbarten Krankenhäusern absolviert. Ein neuer Gynäkologe kommt nach seiner Facharztausbildung in Kairo 2022 dazu, und Dr. Kimona, der unseren Interplast-Team seit 2015 assistierte - und nach unserer Abreise 2018 außerdem noch 30 Kröpfe und einige akute große Carcinome operierte - wird Chef der Chirurgie im REHEMA werden. Der Rotary-Club Nürnberg hatte ihm 2017 eine 3-monatige Hospitation bei Prof. Raymund Horch in Erlangen finanziert, wo er die Grundbegriffe der plastischen Chirurgie erlernte.
Ohne das Wissen um die große Motivation der dortigen Ärzte, die bisher für Gotteslohn arbeiteten, und die andere Mentalität der Kongolesen (mein Schwager Hein Stahl würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen), die viele unserer Wertebegriffe nicht kennne, hätte ich dieses Projekt nie begonnen. Wir alle wurden "on the sunny side of the street" geboren und durften zeitlebens darauf verbringen: Was kann man denen, die zeitlebens nicht der schattigen Seite der Straße entkamen, Schöneres und WIrkungsvolleres zu hinterlassen, als ein funktionierendes Hospital, das ihnen wenigstens die medizinischen Sorgen abnimmt.
Gottfried Lemperle bei der Eröffnung des 4. INTERPLAST-Hospitals REHEMA (Barmherzigkeit) in Goma, Kongo
Die Nazarener-Ambulanz ohne Elektrizität und Wasser: hier lagen die von uns operierten Patienten postoperativ auf dem Boden.
Text Pub_08: Seit 2015 haben 5 Interplast-Teams in einer Blutbank in Goma, Kongo mit den dortigen Chirurgen >600 Patienten operiert und dabei die absolute Notwendigkeit für den Bau eines kleinen Hospitals für die dortige Kirche des Nazareners erfahren.
Nach 24 Jahren Erfahrung mit unserem Nepal-Hospital www.nepalhospital.de ist die wichtigste Vorausseztung die Verlässlichkeit und das Engagement der dortigen Ärzte in dem von Korruption geschüttelten Land. Die dortigen 4 Ärzte behandeln seit 6 Jahren für Gotteslohn die sonst nirgends unterkommenden armen Patienten.
Die 2-Millionenstadt Goma an der östlichen Grenze der Demokratischen Republik Kongo zu Ruanda ist der Sitz des UN-Flüchtling-Kommissariats und deren Blauhelme. Goma war unter belgischer Herrschaft das Las Vegas Afrikas und ist heute durch das dort statinierte UN-Militär der sicherste Ort im Kongo.
Text Pub_09: Der Kongo ist seit 60 Jahren in Bürgerkriege verwickelt und große Teile werden immer noch von Rebellen beherrscht. Im Jahre 2003 wurden 2/3 der Stadt beim Ausbruch des nahen Volkans von einem glühenden Lavastrom überflutet. In Goma gibt es praktisch nur 4 funktionierende Hospitäler, die alle nur Notfälle, aber Behandlungen oder Operationen der armen Bevölkerung nur gegen Bezahlung durchführen.
Die 4 engagierten Ärzte der Nazarener-Ambulanz versorgen ca. 100.000 Bewohner mit minimalster Medizin; drei von ihnen würden gerne eine Ausbildung zum Internisten, Kinderarzt oder Laborarzt in Crash-Kursen in Uganda machen, der erfahrene Chirurg Dr. Christophe Kimona, 60, hat schon bei den 5 Interplast-Einsätzen mit opereriert.
Auf dem Baugrund der alten Nazarener-Kirche steht noch die Holzbaracke mit 5 kleinen Ambulanz-Zimmern ohne Licht und mit wenig Medikamenten. Mein Architekten-Sohn Andreas und ich haben mit einem Architekten und den Ärzten eine einstöckige chirurgische Ambulanz entworen, die später bei gegebener Finanzierung mit 2 weiteren Stockwerken erweitert werden kann.
Die zukünftige Fassade des dortigen Architekten für das REHEMA Centre Medical
Der von uns entworfene Grundriss des Hospitals: lins der Op.-Trakt, rechts die Ambulanz mit Labor, Pharmazie, Ultraschall- und Röntgen-Raum.
Text Pub_10: Das geplante REHEMA-Cntre Medical (das Suaheli Wort REHEMA bedeutet Barmherzigkeit) bekam die Baugenehmigung vom Bauamt und dem Gesundheits-Ministerium im Juli 2020.
Der Außenbau finanziert mein anderer Sohn Martin mit 50.000 Euro; für den Innenausbau, Betten, Op. und notwendige Diagnose-Geräte werde ich die Erbschaft unserer Mutter von 120.000 Euro verwenden.
Mein früherer Arbeitgeber in Frankfurt, die miliardenschwere evangelische Agaplesion gAG, der >100 Krankenhäuser und Hospize gehören, hatte vor 2 Jahren 2.000 bis 5.000 Euro Unterhalt pro Monat für die ersten 5 Jahre angedeutet, jetzt aber zurück gezogen, sa sich schon ein Hospital bei Kumasi in Ghana unterstützen.
Im Februar 2021 wird Interplast ein 3. Mal einen Antrag über $ 150,000 für die Inneneinrichtung und Solar-Panele beim Entwicklungs-Ministerium in Bonn (BMZ) stellen und aufh Nachhaltigkeit durch den Besuch zukünftiger Interplast- und anderer Spezialisten-Teams für die Weiterbildung der Ärzte pochen. Ein 2. weiterer Antrag über 150.000 Euro für Geräte wird gerade bei der Else-Kröner-Fesenius-Stiftung gestellt.
Text Pub_11: Die beiden deutschen Partner "Interplast-Germany" und die "Kirche-in-Aktion" in Frankfurt haben ebenfalls finanzielle Unterstützung zugesagt. Ein Mitglied der "KiA" und ich kontrollieren unsere Partner-NGO in Goma "People-in-Action International" (PAI) und die finanzielle und bautechnische Abwicklung.
Der finanzielle Unterhalt in Bezug auf Nachhaltigkeit einer funktionierenden Ambulanz mit Medikamenten und Op-Material für die Armen, und einige Gehälter, muss dringend gefunden werden. An der Suche nach einer monatlichen Unterstützung mit $2,000 bis $5,000 wird sich auch die Kirche-in-Aktion in Frankfurt bei ihren weltweiten Nazarener-Partner-Gemeinden beteiligen. Es wird ein ganz wichtiges Hospital für eine vom Staat total vernachlässigte Bevölkerung werden.
Wir laden deshalb alle Interplast-Teams ein, einen Einsatz im zukünftigen REHEMA Medical Centre in ihre Planung mit aufzunehmen - und am Wochende den Vulkan Nyiragongo zu besteigen oder die Berg-Gorillas zu besuchen.
Die 1,20 m tiefen Grundmauern für 3 Stockwerke werden in der pörösen Lava fixiert.
Gottfried Lemperle
Text Pub_12: Dank der Finanzierung von pro Interplast erfolgte im November '23 der zweite Einsatz im REHEMA Hospital in Goma, DRC. Genau ein Jahr zuvor wurde das Krankenhaus, welches durch die unermüdliche Arbeit und das Engagement von Gottfried Lemperle in den letzten drei Jahren geplant und errichtet wurde, durch ein INTERPLAST-Team aus Deutschland eröffnet.
Aufdem Gelände einer ehemaligen Krankenstation, die kirchlich betrieben wurde, stand im November 2022 bereits ein einstöckiges Krankenhaus mit Empfangsbereich, mehreren Ambulanz und Untersuchungszimmern, Krankenzimmern mit insgesamt über 30 Betten sowie einem geräumigen Op-Trakt mit zwei Operationstischen, entsprechende Schleusen, Sterilräumen, Röntgen und einer Wäscherei.
Bei unserer Ankunft im November 2023 konnten wir nun das erste Obergeschoss begehen, welches noch im Rohbau befindlich ist, aber das Dach bereits drauf ist und die Leitungen verlegt sind.
Text Pub_13: Wie bereits in den Jahren zuvor warteten bei unserer Ankunft schon weit über 100 Patienten, die zum Teil aus sehr ländlichen, weit entfernt gelegenen Dörfern kamen. Bei der äußerst schlechten und auch riskanten Infrastruktur in der Region ist dieses für die Betroffenen eine immense Herausforderung. Die Kirche vor Ort hat mit finanzieller Unterstützung durch pro Interplast die Transporte organisiert. Und täglich kamen zahlreiche weitere Patienten, die auf unsere Hilfe hofften. Besonders positiv ist, dass chirurgische Kollegen aus zum Teil weit entfernten Regionen wiederholt kamen, um an dem Einsatz teilzunehmen und plastische Operationen zu erlernen.
Text Pub_14: Das Team vor Ort bestand im Wesentlichen aus der gleichen Mannschaft, was für ein schönes Wiedersehen sorgte.
Insgesamt war es der 6. Interplast Einsatz in Goma, der zweite im REHEMA Hospital. In den knapp zwei Wochen Einsatz führte das fünfköpfige Team mit Norbert Grieb, Thiha Aung, Christoph Sachs (alle drei Plast. Chirurgen) und den zwei PJ Studentinnen Anna Friedrich und Nadine Reitberger über 120 operative Eingriffe durch.
Es kam nicht zu relevanten Komplikationen.
Text Pub_15: Zu den häufigsten Eingriffen zählten Verbrennungskontrakturen, Tumorentfernungen, Keloidexzisionen und die Korrektur angeborener Fehlbildungen.
Zusammenfassend war der Einsatz erneut ein großer Erfolg für die Menschen vor Ort und auch für uns.
Der Bedarf ist nahezu grenzenlos. Auch wenn die Organisation eines Einsatzes in der Demokratischen Republik Kongo sicherlich eine größere Hürde ist und Geduld und Einsatz erfordert, darf dies nicht dazu führen, dieses Land nicht auch zu unterstützen.
Christoph Sachs, Berlin
Zusammenfassung
Text Pub_16: Da das Fachgebiet der plastischen Chirurgie keine aufwendige Diagnostik erfordert, sind Operationseinsätze in den Entwicklungsländern besonders effektiv. Anzeichnen, Exzision, Defektdeckung mit Lappen oder freien Transplantaten: Die Nachsorge übernehmen die lokalen Ärzte. So können in zwei Wochen 100 bis 200 Patienten* operiert werden, die sonst keine Chance hätten. Einige externe, aber typische Fälle von Hauttumoren werden im Folgenden demonstiert. Schlüsselwörter: Hauttumoren, Verbrennungen, Demokratische Republik Kongo, Interplast-Germany
Text Pub_17: Interplast-Germany e.V. ist ein Zusammenschluss plastischer Chirurgen, die anstelle eines Urlaubs ihre freie Zeit mit Operationen in Entwicklungsländern verbringen, in denen die Menschen keinen Zugang zu chirurgischer Versorgung in diesem Spezialgebiet haben. Interplast-Germany wurde vor 40 Jahren in Frankfurt gegründet. Inzwischen finden sich in jedem Jahr etwa 70 Teams zusammen, die weltweit mehr als 4.000 Patienten bei ihren Einsätzen operativ versorgen.
Mangel an medizinischer Versorgung und Ausbildung im Kongo
Text Pub_18: Der Kongo ist ein aus medizinischer Sicht vernachlässigtes Land: sechsmal größer als Deutschland, aber mit ähnlichen 90 Millionen Einwohnern*, ist er noch auf einer Stufe wie Europa vor 150 Jahren. Korruption der Regierenden und 60 Jahre Bürgerkrieg haben jede Entwicklung sowie Investitionen von außen verhindert. Es gibt nur wenige Ärzte (1:10.000 einer auf 10.000 Einwohner?) und vor allem kaum Chirurgen. Weiterbildungs-Assistenten müssen an den meisten afrikanischen Universitäten hohe Gebühren bezahlen, um assistieren zu dürfen. Daher ist es häufig der Fall, dass in Subsahara-Afrika benigne und maligne Tumoren bei den Patientinnen und Patienten ins Uferlose wachsen und ihre Träger töten.
Interplast-Einsätze in Goma
Text Pub_19: Mit einem Interplast-Team waren wir zwischen 2015 und 2018 sechsmal in Goma, einer Zweimillionenstadt an der Grenze zu Ruanda. Da wir in keinem der drei großen lokalen Hospitäler operieren durften, fanden wir eine Blutbank mit einem dürftig eingerichteten Operationszimmer ohne fließendes Wasser und mit häufigem Stromausfall.
Jeden Morgen standen bis zu 200 Patientinnen und Patienten mit ihren Angehörigen vor dem Eingang, von denen wir - je nach Schweregrad - in den jeweils 10 Tagen unseres Aufenthalts 120 bis 200 Patienten von äußeren Leiden befreien konnten. Engagierte medizinische Koleginnen und Kollegen assistierten uns in Goma.
Tumoren, Verbrennungskontrakturen und tropische Infektionen
Text Pub_20: Die Mehrzahl der afrikanischen Patienten aus Goma hat große Tumoren (knöcherne Gesichtstumoren, Hals-Lymphome, Strumen, große Keloide), Verbrennungskontrakturen und Endzustände tropischer Infektionen. Säuglinge mit angeborenen Fehlbildungen schaffen es meist nicht ins Leben. So gehören zu unseren vordringlichen Aufgaben das Entfernen monströser Geschichtstumoren mit anschließender Wiederherstellung und die Lösung extremer Verbrennungskontrakturen.
Diese Kontrakturen entstehen nach drittgradigen Verbrennungen, wenn Kleinkinder ins Holzfeuer fallen oder von Tieren hineingestoßen werden. Häufiger infizieren sich jedoch zweitgradige Verbrühungen, wenn sich Kleinkinder an einem Kessel mit kochendem Wasser hochziehen. Leider ist weltweit die sofortige Kaltwassertherapie weitgehend unbekannt, denn jedes Wasser unter 37 Grad nimmt die Verbrennungshitze von über 70 Grad ebenso schnell aus der Haut. Wo Kinder spielen, sollte neben jeder Feuerstelle ein Eimer mit Wasser stehen!
Trotz der sehr guten Nachsorge durch die lokalen Kollegen fehlen uns oft späte OP-Ergebnisse, da viele Patienten direkt nach der Operation wieder in den Busch zurückkehren. Aufklärung und Prävention könnten mitunter die ein Leben lang verunstaltenden Verbrennungsnarben verhindern. Im Folgenden seien einige eklatante Fälle aus dem Kongo vorgestellt. Diese erfordern unter den dort mangehaften diagnostischen und operativen Umständen viel Intuition, Flexibilität und Improvisation. Das macht diese Interplast-Einsätze aber auch so interessant und lehrreich.
Fallbeispiele
Patient mit typischem Neurofibrom im Gesicht (Abb. 1 a, b)
Text Pub_21: Diese Tumoren gehören mit zu den am schwierigsten plastisch zu operierenden, da sie von einem Netzwerk stark blutender Arterien durchzogen sind und deshalb offensiv und schnell operiert werden müssen. Leider ist die verbleibende Haut der Umgebung ebenso unelastisch verändert, sodass das zunächst befriedigende Ergebnis nach einigen Jahren wieder zu einer Operation zwingt.
Patientin mit einseitigem Keloid (Abb. 2a)
Text Pub_22: Diese Patientin weist ein seit sieben Jahren wachsendes einseitiges Keloid auf, das seit zwei Jahren jedoch nicht mehr wächst. Klinisch ist es "reif", das heißt nicht mehr prall, sondern eindrückbar, und kann deshalb chirurgisch entfernt werden - mit Triamcinolon in der Rückhand. Das Ergebnis nach einem Jahr ohne Rezidiv (Abb. 2b) war vorhersehbar, da einseitige Keloide am Ohr nicht durch "Veranlagung" entstehen, sondern auf dem Boden von Infektionen - wie alle Keloide! - und im "reifen" oder gar "ausgebrannen" Zustand bedenkenlos entfernt werden können.
Patientin mit mutilierten Lippen (Abb. 3a-c)
Text Pub_23: Zwei private Goldgräber, die von Rebellen gefangen genommen wurden und leugneten, Gold zu besitzen. Daraufhin schnitten ihnen die Rebellen alle acht Langfinger und beide Ohren ab. Als einige Goldnuggets gefunden wurden, schnitten ihnen die Rebellen auch die Lippen ab - damit sie nie wieder lügen können. Wir unterminierten beide Wangen und zogen sie zur Mitte zusammen. Die Unterlippe entstand durch einen umgekehrten Visierlappen vom Hals.
Kontrakte Hände bei Kindern (Abb. 4a, b)
Text Pub_24: Drittgradige Verbrennungen oder Verbrühungen beantwortet der Körper ohne Hauttransplantation damit, dass die umgebende gesunde Haut immer mehr schrumpft und dabei die verbrannte Fläche verkleinert. Bei Kindern lassen sich derart kontrakte Hände problemlos strecken, da noch keine knöchernen Versteifungen erfolgt und die Strecksehnen meist nicht mitverbrannt sind. In Entwicklungsländern handelt es sich meist um primär zweitgradige Verbrühungen, die sich in den folgenden Wochen infizieren und dabei zu drittgradigen Defekten konvertieren.
Patientin mit einseitger Elephantiasis (Abb. 5a-c)
Text Pub_25: Junge Frauen mit einer einseitigen Elephatiasis, wahrscheinlich aufgrund eingedrungener, in den Lymphgefäßen hochgewanderter und sich vermehrender Filarien. Nach Exzision der gesamten befallenen Haut konnte mit dem mitgebrachten Dermatom und einem "Mesher" der große Defekt mit "gemeshter" Spalthaut, weitgehend vom gleichen Unterschenkel, gedeckt werden.
Fazit
Text Pub_26: In den Entwicklungsländern, in denen es oft keine erfahrenen Chirurgen gibt, wachsen Haut- und Knochenturmoren häufig ins Uferlose. Vor Ort operierende Interplast Teams können deshalb in kurzer Zeit sehr viel Erfahrung erlangen, auch mit der einfachen Rektonstruktion nach der Entfernung solcher Tumoren.
Da die Weiterbildung in der plastischen Chirurgie dort rückständig ist, wird Afrika auch in den kommenden Jahrzehnten auf Unterstützung angewiesen sein.