1. Eröffnung des 4. INTERPLAST-Hospitals REHEMA (Barmherzigkeit) in Goma, Kongo

    18.März 2023

    Autor : Hans Jakob

    Wann : 18.März 2023

    Wo : Rehema Goma Hospital

    ###

    Die heutige Eröffnung des REHEMA-Hospitals in Goma war ein großes Event in der 2-Millionen-Stadt. Ich musste auf meine alten Tage nach Goma fliegen, weil unser Interplast-Vorsitzender Dr. André Borsche in ähnlicher Mission für unser 3. Interplast- Sushma-Koirala-Memorial Hospital in Nepal unterwegs war

    Mit großem Aufgebot und vielen Kalaschnikows kam ein mächtiger aber sehr sympathischen Militär-Gouverneur zur Eröffnung – der mich bei seiner Ankunft auf Deutsch fragte “Wo ist die nächste Bushaltestelle?“ (er hatte in Belgien nahe der deutschen Grenze studiert). Er sagt mir spontan zu, einen Kontrakt mit der Nazarener-Kirche zu unterschreiben, dass seine Regierung das Hospital im Falle einer finanziellen Notlage übernehmen und der Medizinischen Fakultät der Uni Goma eingliedern wird. Er sprach eine halbe Stunde, war begeistert, fragte in jedem Raum nach der Funktion der Geräte, und verbrachte 3 Stunden vor und im Hospital. Danach wurde ein großes Buffet eröffnet und zu Trommeln getanzt.
    Mission accomplished.

    Militärgouverneur General EKUKA LIPOPO bei seiner Eröffnungsrede

    Militärgouverneur General EKUKA LIPOPO bei seiner Eröffnungsrede, ein toller Führer in einer von Rebellen umlagerten 2-Milionen-Stadt

    Unter 3 Zeltdächern waren ca. 120 geladene Gäste zugegen

    Unter 3 Zeltdächern waren ca. 120 geladene Gäste zugegen

    Leider ließen sich die Oberen der Nazarener Kirche aus den USA nicht blicken, obwohl sie als Redner auf das Programm gesetzt waren. Sie waren zufällig in Goma um 10 junge Pastoren zu ordinieren, waren aber angeblich zu spät unterrichtet worden und wollten sich nicht einmal das Hospital ansehen, das INTERPLAST-Germany ihrer Kirche in absehbarer Zeit schenken wird!

    Allen Groß- und Klein- und Dauerspendern herzlichsten Dank! Der Rohbau des 1. Stocks für Kinder und Frauen steht fast – und wird Anfang 2024 einzugsbereit sein. Ein Gynäkologe mit Spezialgebiet Fertilität, Dr. Daniel Mpez, hält bereits Sprechstunden und seine Hebamme Madame Dorcas bringt derzeit alle paar Tage ein Neugeborenes zur Welt.

    Die Presse (Radio und TV) spielt eine wichtige Rolle bei der Bekanntmachung neuer Institutionen, hier besonders für die Armen

    Die Presse (Radio und TV) spielt eine wichtige Rolle bei der Bekanntmachung neuer Institutionen, hier besonders für die Armen

    OP-Chefin Colette, Laborantin Judite und Prof.Dr. Gottfried Lemperle

    Op-Chefin Colette und Laborantin Judite mit meinem Internt-Konterfei aus früheren Jahren…

    Die Suche nach einem erfahrenen Chirurgen gestaltet sich dagegen schwierig, weil unser bisheriger Dr. Kimona $ 3000 im Monat verlangt – während die anderen Ärzte sich mit $ 500 zufriedengeben müssen. Aber Dr. Kimona kommt bei schwierigen Fällen; vielleicht können wir ihn doch noch überzeugen?- Wegen der hohen Kosten einer Spezialausbildung in Medizin von ca. $25,000 gibt es Spezialisten nur an den Universitäten - und die, die aufgrund ihrer reichen Eltern das Glück hatten, im Ausland zu studieren, heiraten dort und kommen nicht mehr zurück.

    So kommen wir derzeit außerhalb der Baukosten mit einem monatlichen Zuschuss von ca. 5000€ zu den selbst erarbeiteten ca. $3000 über die Runden - bei monatlichen Gehältern von ca. $5000 und hoffen auf steigende Patienten-Zahlen bei Geburten, Operationen und Konsultationen.

    Gründungssitzung der ADHC

    Nachmittags war Gründungssitzung der (ADHC) mit den Sprechern bereits bestehender Behinderten-Organisationen, um ein Gesetz durchzubringen, das staatliche Institutionen und größere Firmen verpflichtet 3% Behinderte einzustellen.

    Gottfried Lemperle bei der Eröffnung des 4. INTERPLAST-Hospitals REHEMA (Barmherzigkeit) in Goma, Kongo

  2. Erster Einsatz im neuen erbauten 4. INTERPLAST-Hospital in Goma, Kongo

    November 2022

    Autor : Hans Jakob

    Wann : November 2022

    Wo : Rehema Goma Hospital

    Die Ärzte

    Nach zweijähriger Bauzeit war das Erdgeschoss des 4. INTERPLAST-Hospitals "REHEMA (Barmherzigkeit) Centre Hospitalier" in Goma, Kongo an der Grenze zu Ruanda soweit fertig, dass im November 2022 gleich zwei lnterplast-Teams die OP-Räume einweihen konnten.

    Das 1. Team mit Dr. Christoph Sachs, der schon 3x mit mir in Goma operiert hatte, und seinem Anästhesisten Dr. Philipp Kloss musste in der ersten Woche des 14.11. bis 24.11.23 auf den Container aus China warten - mit dem gesamten medizinischen Gerat wie Anästhesie-Apparat, Op-Einrichtung, sowie Röntgen und Ultraschall, der 4 Wochen von einem Zollbeamten im Hafen von Dar-es-Salaam festgehalten wurde.

    vorher
    Röntgenbild

    Aus ähnlichen Gründen kam auch der 2. Container mit in Deutschland gekauften IKEA-Küchen und -Büromöbeln 4 Wochen zu spät in Goma an, sodass beide zunächst mit Auspacken und Anschließen der Geräte beschäftigt waren. Der Vater meines Schwiegersohnes flog extra zum Zusammensetzen der Möbel 3 Wochen vorher nach Goma und musste unverrichteter Dinge am Tag der Ankunft der Container wieder abreisen.
    Christoph Sachs und Philipp Kloss konnten in der 2. Woche die schwierigsten Patienten operieren und dabei Gewaltiges vollbringen.

    Das 2. Team unter Prof. Peter Sieg mit Anästhesist Jens Hennike und seiner Frau (Abb. 5) stießen am 20.11.22 dazu, mussten jedoch erst noch Kisten auspacken und Anschlüsse herstellen. Dann aber fand sich das Team und die lokalen Anästhesisten und jungen Gästen bei schwierigen Operationen zusammen und hinterließ in Goma einen hervorragenden Eindruck. lnsgesamt wurden in den 3 Wochen 104 Patienten von den beiden Teams operiert.

    nachher
    vorher

    Noch etwas zur Zukunft des Hospitals: Der zukünftige Gynäkologe Dr. David Kapagama wird nach seiner Facharzt Prüfung in Ägypten im Frühjahr 2023 zunächst im Erdgeschoss anfangen, und, wenn alles so glücklich weiter geht, kommen 2024 ein Pädiater und Infektiologe, und wenn nötig ein Traumatologe und weitere Spezialisten als Consultants dazu.

    Die neu gegründete Medizinische Fakultät der Universität Goma (UNIGom) hat schon ihr Interesse als Lehrkrankenhaus angemeldet und der Gesundheitsminister hat bereits sein Einverständnis signalisiert, dass das Hospital, sollte es sich nach 5 Jahren unserer finanziellen Unterstützung nicht selbst tragen, an den Staat gehen wird. Der Staat wird von der offiziellen Erföffnung am 18.3.2023 die Gehälter der Angestellten bezahlen.

    nachher
    vorher

    Die Belegschaft, bestehend aus 5 Ärzten, 6 Schwestern und 5 Weiteren, ist mächtig stolz auf ihre neue Arbeitsstätte. Das REHEMA Hospital scheint auch inzwischen in ganz Goma bekannt zu sein, sodass die 33 Betten bei der offiziellen Einweihung durch den Superintendanten der Nazarener Kirche für Afrika am 18.3.2023 voll belegt sein werden.

    Eine zweite praktische Einweihung des Hospitals erfolgte im neuen Jahr, den 8.1.2023, als der junge Arzt Salomon eine Mutter von einem Kind durch Kaiserschnitt entbinden musste. Die Eltern gaben ihrem Neugeborenen den 3. Namen Gottfried. Es war aber ein Mädchen und ich konnte noch schnell erwirken, dass es auf den Namen Frieda getauft wurde, wir schon zwei Mädchen vor ihr.

    nachher

    Gottfried Lemperle für die beiden ersten Interplast Teams im neu erbauten Interplast-Hospital

  3. 40 Jahre INTERPLAST-Germany

    11. Januar 2022

    Autor : Hans Jakob

    Wann : 11. Januar 2022

    Über : Interplast Deutschland

    "Es ist nicht unser Verdienst, in eine Welt des Wohlstandes und der optimalen medizinischen Versorgung geboren zu sein. Es ist nicht deren Schuld, mit einer Fehlbildung oder Verbrennungsfolgen in einem Entwicklungsland aufzuwachsen, in dem es für die Armen keine plastische Chirurgie gibt. Lasst uns versuchen, diese Ungerechtigkeit der Natur auszugleichen" – soweit es in unserer Macht steht.-
    Dies ist die Motivation für viele humanitäre Organisationen in Entwicklungsländern aktiv zu werden. Neben anderen medizinischen Fächern ist die Plastische Chirurgie aufgrund ihres geringen diagnostischen Aufwandes besonders geeignet, auch unter minimalen technischen Voraussetzungen optimale Operationsergebnisse zu erzielen. In vielen Nationen haben sich deshalb Plastische Chirurgen organisiert um Hilfe denen zu bringen, die in ihren Ländern selbst keinen Zugang zur Plastischen Chirurgie haben.

    INTERPLAST-Germany e. V.
    Beeindruckt von der Idee der direkten plastisch-chirurgischen Hilfe in Entwicklungsländern gründete Gottfried Lemperle 1980 in Frankfurt INTERPLAST-Germany und war selbst erstaunt, wie schnell der Funke auf seine Oberärzte übersprang. Viele Kollegen in Deutschland und bald auch in Europa organisierten selbst Teams und machten so die INTERPLAST-Idee zu einem Selbstläufer. In den ersten 10 Jahren wurden von fast 50 Teams über 3200 Patienten in Entwicklungsländern operiert.
    Im Gegensatz zu Interplast-USA, wo eine strikte Zentralisierung alle Einsätze von der Team-Zusammenstellung bis zum letzten Tupfer bestimmt und organisiert, war in Deutschland von je her jeder Teamleiter persönlich aufgerufen, seinen Einsatzort zu bestimmen, sein Team zu organisieren, um Nahtmaterial und Medikamente zu betteln, und nach erfolgter Mission Vorträge für weitere Spendeneingänge zu halten. Diese Eigenverantwortlichkeit steigert fraglos die Motivation zur Optimierung der eigenen Einsätze, während INTERPLAST-Germany e.V. im Hintergrund für Versicherung, zusätzliche Finanzierung und das Einhalten der Rahmenbedingungen sorgt.
    Seit 2020 organisiert und führt Andre Borsche in Bad Kreuznach ein zweites Mal als Vorsitzender Interplast-Germany zu vielen Einsätzen und weltweiten Hilfen. Alle personellen Aktivitäten erfolgen ehrenamtlich ohne jegliche Aufwandsentschädigungen. Lediglich die INTERPLAST-Sekretärin erhält ein kleines Gehalt, wobei sie ein Vielfaches an Zeit aus persönlicher Begeisterung für die „gute Sache“ zusätzlich investiert.
    Wir fühlen uns unseren vielen kleinen und großen Spendern verpflichtet und halten den Verwaltungskostenaufwand auf unter 5% . Darin enthalten ist der Druck des Jahresheftes mit einer Auflage von beinahe 5.000 Exemplaren, das als Forum und offizielles Aushängeschild unseres Vereins fungiert. Wir wehren uns gegen jede Kommerzialisierung und betreiben unsere Spendenrekrutierung durch individuelle Aktionen und persönliche Spenderpflege. Im Zeitalter von „Spendenmailings“ wird gerade das „Unprofessionelle“ unserer Spendenphilosophie häufig als sympathisch empfunden und von vielen treuen Spendern honoriert.

    INTERPLAST-Symposium
    Seit 2001 findet jedes Jahr im März ein INTERPLAST-Symposium in Bad Kreuznach statt, das sich mittlerweile zu einem beliebten Treffpunkt für international agierende Aktivisten entwickelt hat. Hier gewinnt der Kooperationsgedanke zunehmend an Bedeutung und das Symposium bietet eine ideale Plattform, die Integration von Ärzten verschiedener Fachgebiete sowie Pfleger und Schwestern zum Wohle der Hilfsprojekte zu realisieren. Nur so können wir auf eine längerfristige Zusammenarbeit bauen und die Nachhaltigkeit unseres Wirkens fördern.
    Und so freut sich André Borsche über 180 Kongress-Teilnehmer, die engagiert diskutieren und bekunden, wie wichtig ihnen der vertrauensvolle Erfahrungsaustauch in freundschaftlicher Atmosphäre ist, da wir alle nur von einander lernen können.

    INTERPLAST-Akademie
    Auf Initiative seiner früheren Oberärzte Dietmar Scholz und Nuri Alamuti in Wiesbaden werden erfahrene INTERPLAST-Mitglieder eine interne Fortbildung und Vorbereitung für Einsatzinteressierte anbieten. Diese Akademie fand erstmals 2008 in Wiesbaden zum Thema „Verbrennungen“ statt und wird auf Grund der großen Nachfrage regelmäßig fortgeführt werden. Mit Druck eines kleinen engl. Taschenbuchs „Camelbook“ der holländischen OP-Schwester Greta Hesseling zu Techniken der plastischen Chirurgie, geben wir auch interessiertem Pflegepersonal, Studenten und lernenden Ärzten in den Einsatzländern etwas in die Hand, um sich erstmals näher mit unserem Fachgebiet zu beschäftigen.

    INTERPLAST-Struktur
    Im Gegensatz zu Interplast-USA, wo eine strikte Zentralisierung alle Einsätze von der Team-Zusammenstellung bis zum letzten Tupfer bestimmt und organisiert, war in Deutschland von je her jeder Teamleiter persönlich aufgerufen, seinen Einsatzort zu bestimmen, sein Team zu organisieren, um Nahtmaterial und Medikamente zu betteln, und nach erfolgter Mission Vorträge für weitere Spendeneingänge zu halten. Diese Eigenverantwortlichkeit steigert fraglos die Motivation zur Optimierung der eigenen Einsätze, während INTERPLAST-Germany e.V. im Hintergrund für Versicherung, zusätzliche Finanzierung und das Einhalten der Rahmenbedingungen sorgt.

    INTERPLAST-Sektionen
    Die dezentrale Vereinsstruktur von INTERPLAST in Deutschland spiegelt sich in der Etablierung von 12 Sektionen wieder, die alle ihre eigenen Projekte betreuen, für die sie selbst verantwortlich sind. Sie kümmern sich um die Spendeneinahmen und werden bei Bedarf vom INTERPLAST Hauptkonto unterstützt. So wurden aus begeisterten Einsatz-Teamleitern engagierte Sektionsleiter, die in ihrem persönlichen Umfeld die INTERPLAST-Sympathisanten um sich herum gruppierten. So entstanden 1988 nach der Sektion-Stuttgart unter Werner Widmaier, die Sektion-München unter Heinz Schoeneich, die Sektion-Duisburg unter Peter Preissler und Jürgen Toennissen, die Sektion-Frankfurt unter Hermann Lampe, Marianne Wolters und Ortwin Joch, die Sektion-Eschweiler unter Hans-Elmar Nick, Wolfgang Buntenbroich und Matthias Gensior, das Nepal-Projekt in Hennef unter Hein Stahl und Gottfried Lemperle, die Sektion-Bad Kreuznach unter André Borsche, die Sektion-Südbaden unter Günter Zabel / Schopfheim und Martin Schwarz / Freiburg, die Sektion-Vreden unter Arnulf Lehmköster, die Sektion-Siebengebirge unter Michael Schidelko / Bad Honnef, die Sektion-Südbayern unter Andreas Schmidt / Murnau, die Sektion-Baden-Baden/Rastatt unter Rüdiger Herr sowie Dieter Voy aus Hattingen, der einen eigenen Förderverein „pro-Interplast Ruhrgebiet“ gründete.

    INTERPLAST Aktivitäten
    INTERPLAST-Germany organisiert pro Jahr etwa 60 Einsätze in denen über 4000 Patienten durch plastisch-rekonstruktive Operationen unentgeltlich geholfen wird. Die Einsatzorte erstrecken sich über Afrika, Asien, Süd- und Zentral-Amerika und sind unabhängig von Rasse, Religion oder politischer Gesinnung gewählt. Einziges Ziel ist die unmittelbare Hilfe für sozialbenachteiligte Patienten und die Unterstützung der medizinischen Mitarbeiter vor Ort im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe. Die durchschnittlichen Behandlungskosten per Patient liegen zur Zeit bei 150 E.
    Während Interplast-USA vorab Organisatoren für den Einsatz, und dann Kinderärzte, Sozialarbeiter, Psychologen, Sprach-Therapeuten und Kieferorthopäden, Nachsorge-Assistenten, etc., d.h. Teams von 16-20 Aktiven, entsendet, begnügen wir uns bewusst mit wesentlich weniger. Als Gäste wollen wir die Gastgeber nicht durch unsere Anwesenheit erschlagen, sondern uns mit Respekt in das einladende Krankenhaus integrieren. So bestehen unsere Teams aus 4 bis maximal 10 Teilnehmern, wobei meist 2 erfahrene Chirurgen, 2 Assistenten, 2 Anästhesisten, 2-3 Schwestern und 1 Student zum Einsatz kommen.
    In jedem Fall freuen wir uns, das örtliche Personal mit zu beteiligen und es auch in die Verantwortung der Nachsorge unserer gemeinsamen Patienten miteinzubinden. Dies gelingt aber nur, wenn man dies bewusst anstrebt und die Kollegen ermuntert am Erfolg des Einsatzes zu partizipieren. In der Regel umfasst ein INTERPLAST-Einsatz von 2 Wochen 10 Operationstage, an denen auf 2 Tischen bis zu 12 Stunden operiert wird. Gegen Ende des Einsatzes müssen Zeiten für Verbandswechsel und evt. Revisionen miteingeplant werden.

    Operationen in Deutschland
    Patienten, die komplexe Rekonstruktionen oder mehrzeitige Operationen erfordern, werden in Ausnahmefällen auch in Deutschland versorgt, vorrausgesetzt die Kostenfrage, Einreise-Logistik und Verantwortlichkeit sind geklärt. Dank der Fortschritte in der Mikrochirurgie, den intensivmedizinischen Möglichkeiten und der abgesicherten Nachbetreuung, konnten Patienten mit großen Defekten oder Tumoren, schweren Verbrennungsfolgen, Noma oder Neurofibromatose, eine optimale Behandlung ermöglicht werden. Manchmal gelingt es auch in Entwicklungsländern selbst eine hochspezialisierte Versorgung zu vermitteln, wie es Wolfgang Mühlbauer in Myanmar mit der cranio-fazialen Chirurgie der Meningozelen schaffte.
    Im Bewusstsein der vergleichsweise extrem hohen Behandlungskosten in Deutschland gilt es auch den sozio-psychologische Aspekt eines nur vorübergehenden Aufenthaltes bei uns zu berücksichtigen. Patienten aus den ärmsten Regionen der Welt sind dann urplötzlich mit unserem Wohlstand, Fürsorge und Kultur konfrontiert. Zurück in der Heimat müssen sie die Reintegration verkraften und sich wieder mit den beschränkten Möglichkeiten zurechtfinden. Auch mag eine zu hohe Erwartungshaltung an den erhofften Behandlungserfolg gerade bei den schweren Verbrennungen enttäuscht werden.

    Hilfe zur Selbsthilfe
    „Gib einem Menschen einen Fisch - und er hat heute zu essen. Lehre ihn zu fischen - und er kann seine Familie selbst ernähren“. Diesen chinesischen Spruch hatte Donald Laub auf seine Fahne geschrieben; er musste jedoch bald erkennen, dass die Ausbildung von Chirurgen in Entwicklungsländern äußerst mühsam ist. Bei vielen Einsätzen schauen die Kollegen am ersten Tag interessiert zu, danach werden sie aber nicht mehr gesehen. Dennoch gibt es aber immer wieder hoffnungsvolle Beispiele, die ein Training der lokalen Ärzte als äußerst sinnvollen Bestandteil des Einsatzes praktizieren.
    So trafen wir in Sikkim, Myanmar und Vietnam sehr lernwillige Kollegen, die sich bemühten, Lippen– und Gaumen-Operationen bis zum nächsten Besuch des Teams selbst operieren zu können und uns ihre Fortschritte stolz demonstrierten.

    Hochspezialisierte Weiterbildung wird dann dankbar angenommen, wenn motivierte Spezialisten vor Ort ein echtes Interesse bekunden.
    So hat 1989 ein „Klumpfuss-Programm“ von Ortwin Joch in Thailand große Resonanz gefunden – ebenso ein „Hüftprothesen-Programm“ der Heidelberger Orthopäden in Cochin/Südindien, sowie das „Meningozelen-Programm“ der Münchner Sektion in Burma. Als erstes Land haben die Plastischen Chirurgen in Ecuador nach 25 Jahren und fast 100 Missionen von Interplast-Teams aus Stanford die unentgeltliche Versorgung ihrer armen Landsleute selbst in die Hand genommen.

    Gastärzte aus Entwicklungsländern
    Bei den Einsätzen treffen wir immer wieder auf meist junge, interessierte und hilfsbereite Assistenten, die unseren Idealismus und unser Engagement teilen. Wir laden sie deshalb an unsere Abteilungen in Deutschland für einige Monate zu einer Kurzausbildung in Plastischer Chirurgie ein – und oftmals wundern wir uns dann später, wo sie abgeblieben sind.
    Von den mehr als 15 chirurgischen Kollegen aus Indien und Afrika, die wir für 3-6 Monate nach Frankfurt eingeladen hatten, blieb nur wenige bei der Stange : z.B. Prakash Chhajlani aus Indore/Indien, der mehrere Interplast-Teams begleitete und in Indore seit 20 Jahren nebenher eine Spalten-Klinik betreibt, die auch mittellosen Patienten Operationen ermöglicht. Oder Prof. Pius Agbenorku, der an der Universität in Kumasi, Ghana eine Abteilung für Plastische Chirurgie aufbaute, an der heute deutsche Ärzte hospitieren.
    Viele andere Gäste blieben aber für gutes Gehalt in arabischen Ländern hängen oder eröffneten zuhause eine Privatpraxis. Dies ist keineswegs eine Verurteilung, aber eine Erklärung für die schleppende Entwicklung der humanitären Hilfe in ihren eigenen Ländern. Es ist nur allzu menschlich, dass die Erfüllung des eigenen Lebensstandards vor der Hinwendung zum kranken Nachbarn rangiert.

    Pro-Interplast Seligenstadt
    Der INTERPLAST-Funke sprang auch auf eine frühere Patientin des Markus-Krankenhauses Frankfurt, Frau Waltraud Huck, über. Sie gründete 1989 mit ihren Freundinnen in Seligenstadt den Förderverein „pro-Interplast“. Auf Weihnachtsmärkten, Geburtstagen, Hochzeiten und Betriebsfeiern sowie bei Richtern und Staatsanwälten sammelten sie in 30 Jahren über 4 Millionen Euro an Spenden, finanzierten über 300 Teams und zusätzlich 145 Einsätze im Nepal-Hospital, sowie die Operationen von 65 Kindern in Deutschland – bei einem Verwaltungsaufwand von 0.8 % ! Hut ab vor dieser Frau ! In Buxarah bei Calcutta entsteht zurzeit das erste pro-Interplast-Haus für 100 behinderte Kinder. Den Vorsitz von pro-Interplast hat inzwischen Frau Reinhilde Stadtmüller und ihr Team übernommen.

    Ebersberger Förderverein Interplast
    Auch Hajo Schneck, leidenschaftlicher INTERPLAST-Anästhesist aus Ebersberg, gründete 2002 einen Förderverein in Bayern, der seither regelmäßig Einsätze finanzieren hilft. Ihm verdanken wir auch die starke Repräsentanz des Fachgebietes Anästhesie bei INTERPLAST und als Fachbeirat gehört er dem erweiterten Vorstand an. Gerade wenn es um Sicherheit unserer Operationen unter manchmal sehr improvisierten Bedingungen geht, trägt die Anästhesie ja eine große Verantwortung. Nur im engen kollegialen Miteinander gelingt es schwierige Situationen zu meistern.

    INTERPLAST-Hospitäler
    Das 1. INTPLAST-Hospital wurde von Werner Widmaier und seiner ganzen Familie aus Stuttgart 1992 in Coroatà im Staat Maranhao, dem Armenviertel im Nordosten Brasiliens, auf Bitten des dortigen Bischofs errichtet. Getragen von der christlichen Idee sich für ein zufriedenes Leben zu bedanken, organisierten Werner und Gretel Widmaier insgesamt 35 medizinische Hilfseinsätze in Tansania, Kamerun und Brasilien. Ihr Hospital wird auch heute noch regelmäßig von deutsch-brasilianischen Einsatzteams besucht und mit Leben erfüllt.
    Das 2. Interplast Hospital wurde von Ortwin Joch, Unfallchirurg aus Frankfurt, 1995 in Jalalabad /Afghanistan gegründet, nachdem er seit 1989 zusammen mit 18 Interplast-Teams afghanische Flüchtlinge in 2 Hospitälern in Peshawar / Pakistan behandelt hatte. Die Einstellung der finanziellen Hilfe durch die EU – und Übernahme des Hospitals durch die Taliban setzten diesem überaus effektiven Einsatz jedoch 1999 ein jähes Ende.
    Nach Vorarbeiten von Hermann Lampe und Marianne Wolters aus Frankfurt entstand 1997 durch Gottfried Lemperle das 3. INTERPLAST-Hospital aus einer verlassenen kleinen holländischen Lepra-Station in Sankhu, 18 km östlich von Kathmandu / Nepal. Lemperles Schwager Hein Stahl, ein pensionierter General der Luftwaffe, hat es seither zu einem der schönsten und bestausgestatteten Hospitälern Nepals ausgebaut. Es führt den Namen Sushma-Koirala-Memorial-Hospital im Andenken an die Frau des ehemaligen Ministerpräsidenten, die in ihrem Sahri verbrannte. Ein gleichnamiger Trust ist INTERPLAST’s Partner vor Ort.
    Der erste ärztliche Direktor und emeritierter MKG-Chirurg der Universität Köln, Dieter Pape brachte es zu Nepal-weiter Anerkennung. Er wurde 1999 von Andreas Settje abgelöst, der mit bewundernswertem Mut die Stellung während der politischen Unruhen durch die Maoisten hielt und das Projekt wesentlich ausbaute. Sein Nachfolger hat dann 2008 die Ärzte im Hospital in plastischer rekonstruktiver Chirurgie weiter trainiert, sodass ab 2009 die medizinische Leitung in nepalische Hände gelegt werden konnte. Dank der Unterstützung auch durch andere Organisationen ist das Hospital heute bestens ausgestattet und mit 5 Chirurgen sowie über 2000 Operationen pro Jahr eine der aktivsten Krankenhäuser Nepals und ein entwicklungspolitisches Vorzeige-Projekt.
    Ein 4. INTERPLAST-Hospital, das REHEMA (Barmherzigkeit) Centre Medical in der 2-Millionen-Stadt Goma, im Osten der Demokratischen Republik Kongo wird seit 2021 von Gottfried Lemperle in Zusammenarbeit mit der dortigen Kirche des Nazareners gebaut und soll im Frühjahr 2022 in Betrieb genommen werden und viele INTERPLST-Teams anziehen.
    INTERPLAST-Germany war weiterhin an der Gründung von Noma-Hospitälern in der Sahel-Zone beteiligt. Die AWD-Stiftung Kinderhilfe in Hannover errichtete 1995 in Sokoto / Nigeria, das Noma Children Hospital – und die Hilfsaktion „noma“ in Regensburg ein Hospital in Niamey / Niger. Beide wurden seither in regelmäßigen Abständen von INTERPLAST-Teams besucht. Ausserdem unterstützte die Sektion München von 1999-2005 die Abteilung für Plastische Chirurgie an der Universität Mbarara / Uganda und dessen Leiter Ralf Sautter, der 2005 zum Noma Children Hospital nach Sokoto wechselte. Auch half die Sektion München beim Ausbau des Provinz-Krankenhauses in Kentung / Myanmar (früher Burma), in dem heute von einheimischen Spezialisten Spalten und Verbrennungskontrakturen erfolgreich operiert werden.

    INTERPLAST-Europa
    Angeregt durch das amerikanische Vorbild und die Einbindung ausländischer Kollegen in unsere deutschen Teams entstanden weitere nationale INTERPLAST Organisationen. So folgten unserem Beispiel Leo Rozner, der 1984 Interplast-Australia, und Charles Viva, der 1986 Interplast-UK gründeten. Gottfried Lemperle und Donald Laub flogen 1987 nach Adana in die Türkei, wo ein alter Freund und Mitstreiter, Sabri Acatuerk, Interplast-Turkey gründete. Die deutsch-französische Freundschaft wurde mit der Gründung von Interplast-France 1989 durch Remy Zilliox in Lyon unterstrichen, der einen Teil seiner plastisch-chirurgischen Ausbildung in Franfurt erlebte. 1990 konnten dann Interplast-Holland mit B. De Jong und Rein J. Zeeman sowie Interplast-Italy mit Paolo Morselli in Bologna die europäische INTERPLAST Gemeinschaft erweitern.

    INTERPLAST-Stiftung
    Zur Förderung langfristiger Projekte, so auch das Nepal-Hospital und Heinz Schoeneich’s Initiative in Burma, wurde 2004 die INTERPLAST-Stiftung gegründet. Während ein gemeinnütziger Verein gesetzlich gehalten ist, Spenden zeitnah zu verwenden, d.h. innerhalb von 2 Jahren in Aktionen umzusetzen, kann dagegen bei einer Stiftung durch steuerfreie „Zustiftungen“ ein Stiftungskapital angesammelt werden, aus dessen Zinsen regelmäßig auch über viele Jahre Projekte unterstützt werden. www.interplast-germany.info

    INTERPLAST-Mitglieder
    Immer wieder ist es verblüffend wie viele Ärzte, Schwestern, Pfleger und Helfer die Faszination und Herausforderung lockt, unter einfachsten Bedingungen wirklich effektiv zu helfen. Sie opfern Ihren Urlaub oder nutzen die Zeit nach der Pensionierung, um ihre praktischen Erfahrungen weiterzuvermitteln, sie wieder aufleben zu lassen und zum Wohle der Menschen in den Entwicklungsländern einzusetzen. Für einen Mitgliedsbeitrag von nur 30E im Jahr sind sie bei INTERPLAST mit dabei und auf ihrem Einsatz versichert. Und so zählt unser Verein inzwischen über 2400 Mitglieder, die entweder selber aktiv agieren möchten oder als Fördermitglied uns finanziell unterstützen.

    Motivation der Teammitglieder

    • Operative Selbstverwirklichung
    • Flucht aus deutschen Verwaltungszwängen
    • Sinnvolles und unmittelbares Handeln
    • Sozialpolitische Verantwortung für Entwicklungsländer
    • Dankbarkeit für ein erfülltes Leben
    • Christliche Menschenliebe

    Und wie geht es weiter ?
    Wo soll das einmal hinführen? Seit 30 Jahren hat INTERPLAST-Germany in mehr als 1500 Einsätzen über 100.000 Patienten durch plastisch-rekonstruktive Operationen helfen können. Dabei sind für die Teammitglieder neben der Hilfsbereitschaft Improvisationstalent und fachliches Können unbedingte Voraussetzung. Während wir früher schon mit einfachen plastisch-chirurgischen Maßnahmen vieles bewirken konnten, haben sich auch in den Entwicklungsländern die medizinischen Möglichkeiten erweitert.
    Mit wachsendem Ausbildungsniveau und zunehmenden Selbstbewusstsein der Gastgeberländer werden die Erwartungen an die Einsatzteams größer und differenzierter. Neben dem Wunsch möglichst vielen Menschen in der kurzen Zeitspanne des Einsatzes zu helfen, darf die Qualität der Hilfe nicht leiden. Die Kollegen vor Ort wissen dies meist selber recht gut einzuschätzen. Zunehmend werden auch vertragliche Absprachen als Voraussetzung für unsere ehrenamtliche Arbeit in den Ländern wie z.B. Namibia erwartet.

    So hoffen wir, dass trotz der Größe unseres Vereines und der damit notwendigen stärkeren Strukturierung, die Individualität unserer Hilfe und Einsatzfreude nicht leiden möge. Allen Mitgliedern, die sich bei INTERPLAST verwirklicht haben, ein herzliches Dankeschön ! Wir bauen auch weiterhin auf Ihr Engagement, Ideenreichtum und fachliche Spezialität. Mit INTERPLAST kann die Plastische Chirurgie in Deutschland auch international ein Zeichen setzen!

    André Borsche und Gottfried Lemperle

    Interplast Logo
  4. INTERPLAST-Stipendiaten in Goma

    Januar 2022

    Autor : Hans Jakob

    Wann : Januar 2022

    Wo : Rehema Goma Hospital

    Bildung bringt Fortschritt und letztlich Wohlstand einem Land, wie dem Kongo, in das kaum ein westliches Land investiert. Die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahren und kaum ein Jugendlicher hat bei der immensen Arbeitslosigkeit in den Städten eine Chance auf bezahlte Arbeit.
    Die wenigen Universitäten verlangen zwischen $ 1000 und $ 2000 Gebühren pro Jahr, die kaum eine Familie aufbringen kann. Es gibt z.B. kaum Fachärzte im Kongo, weil die Universitäten für die 5-jährige Ausbildung $ 2.200 pro Jahr verlangen – also zusätzliche $ 1.000 zum Studium für $ 6.000 bis 12.000.
    Interplast-Germany hat es sich zur Aufgabe gemacht, von Haus aus armen aber besonders engagierte Studenten das Studium im eigenen Land zu finanzieren und damit zur Spezialisierung der Mediziner in bestimmten Gegenden beizutragen. Dies sei als Aufruf zur Finanzierung eines Studenten im Kongo zu verstehen!

    Eine Übersicht der bisher unterstützen:

    Dr. Christophe Kimona

    Dr. Christophe Kimona, Direktor und Chirurg des REHEMA Medical Centre in Goma, 3 Monate Hospitation 2017 in plastischer Chirurgie bei Prof. Horch in Erlangen, finanziert von ihm und seinem Rotary-Club Nürnberg.

    Gabriel Mohimba war unser Fahrer in Goma und wollte Health Officer im Gesundheitsamt werden. Sein Studium von 2017 bis 2021 wurde finanziert. Er ist heute aktiv in der Covid-19 Bekämpfung in der Kivu-Nord Provinz tätig.

    Dr. Gabriel Mohimba
    Dr. Harmonie Mitila
    Dr. Emilie Amisi
    Dr. Joee Maezevaka

    Dr. Harmonie Mitila aus Kinshasa,
    Dr. Emilie Amisi aus Bukavu, und
    Dr. Joee Maezevaka aus Madagaskar
    assistierten den Interplast-Teams und wollen plastische Chirurginnen werden. Die B.Braun-Stiftung finanzierte die Ausbildung 2017-2022 mit insgesamt 30.000€.

    Die „Power Boys“, 7 Polio-gelähmte Schüler mit Schienen und Krücken Riziki, Barutty, Baraka, David, Tresor, Jean Claude und später Elisha wollten studieren. Sie bekamen 2017 Laptops und Rikshaws zum Taxifahren, ein Haus zur Miete, und die Studiengebühren mit ca. $ 50.000 bezahlt. Sie werden ab 2022 als Rechtsanwalt, Orthopädie-Helfer, Zollbeamter, Health Officer, Schuhmacher, Entwicklungshelfer und Wirtschaftsbeamter tätig sein.

    Riziki
    Barutty
    Baraka
    David
    Tresor
    Jean Claude
    Elisha
    Hilaire Mulondwa

    Hilaire Mulondwa bekam sein Architektur-Studium in Beijing 2017 bis 2021 teilweise finanziert, da er viele gute Entwürfe für das REHEMA-Hospital machte und dessen Bauaufsicht übernahm.

    Dr. Eric Kitoga organisierte bisher die Patienten für 5 Interplast-Teams in Goma und übernimmt diese Position auch für künftige Teams. Er fragt auch immer wieder nach Medikamenten wie Chemotherapie, Antibiotika und Schmerzmitteln für die Patienten in Goma, die wir dort bezahlen.

    Dr. Eric Kitoga
    Dr. Ephraim Zibona

    Dr. Ephraim Zibona machte 2021 eine Ausbildung als Laborarzt für das REHEMA-Hospital. Er ist Leiter der Medizin und Pädiatrie und mit seinen Ideen als wichtigster Mediziner am Aufbau des Hospitals beteiligt.

    Dr. Voté Lwango bekam 2021 eine Ausbildung als Röntgen- und Ultraschall-Spezialist im neuen REHEMA-Hospital finanziert und leitet in Zukunft diese Abteilung.

    Dr. Voté Lwango
    Messager Muhindo

    Messager Muhindo in Butembo ist Studenten-Sprecher, musste aber sein Medizinstudium 2021 aus finanzieller Not abbrechen. Ein Antrag bei der B. Braun-Stiftung ermöglicht ihm jedoch, es zu Ende zu führen.

    Elisha Mulumbi ist gelähmt und wohnt weit entfernt von der Universität in Goma. Er bekommt seit 2020 die Unigebühren bezahlt und 2021 für $ 2.000 ein Taxi, um damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

    Elisha Mulumbi
    Dr. Justin Avris

    Dr. Justin Avris in Bukavu will plastischer Chirurg werden und bekommt seit 2020 seine Ausbildung dazu im Panzi-Hospital in Bukavu finanziert.

    David Olivares, Polio-gelähmt und Orthopädie-Pfleger, will Orthopäde werden und sammelt schon seit 2019 Patienten für Bein-Prothesen, Schienen, Rollstühle, und Spezialschuhe, die wir finanzieren. Er wird bis 2026 in Goma Medizin studieren.

    David Olivares
    Colette
    Solange
    Christina

    Die bisherigen Op-Schwestern Colette, Solange und Christina wurden für Nachbehandlungen und mit Medikamenten und Operationen ihrer Angehörigen finanziell unterstützt.

    Gottfried Lemperle, Frankfurt

  5. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten 2020 und 2021 keine Interplast-Teams in den Kongo entsandt werden.

    2020 und 2021
  6. Erste Mission in Kinshasa

    Juli 2019

    Autor : Hans Jakob

    Wann : 06. Juni 2021

    Über : Der 1. Einsatz in Kinshasa, Juli 2019

    Voroperiertes Ameloblastom des Unterkiefers

    Voroperiertes Ameloblastom des Unterkiefers, ...

    Der Kongo ist an Bodenschätzen das reichste Land der Welt, das Volk aber das ärmste und rückständigste, weil es wegen der allgegenwärtigen Korruption (Präsident Joseph Kabila hat $ 15 Milliarden in der Schweiz gebunkert) keinerlei Unterstützung und Investitionen aus dem Westen bekommt. Lediglich China kauft sich durch den Bau von Straßen und Gebäuden im Kongo ein - mit Sicht auf mögliche Diamanten und Coltan für ihre Computer und Handys. Die 12-Millionenstadt Kinshasa besteht aus einem kleinen westlichen Zentrum am Kongofluss und unzähligen chaotischen Vororten auf den umliegenden Hügeln, allerdings bei sehr angenehmem Klima.
    Im Kongo, dessen Gebiet so groß wie West-Europa ist und 80 Mio. Einwohner zählt, kommt 1 Arzt auf 10.000 Einwohner. Beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) und dem Human Development Index (HDI) steht es an drittletzter Stelle aller Länder vor Mozambique und Niger.

    Unser Team bestand aus dem plastischen Chirurgen Dr. Prakash Chhajlani aus Indore, Indien, und dem Anästhesisten Dr. Paul Schüller aus Traunstein, die beide seit 1984 unzählige Interplast-Einsätze begleiten, der Medizinstudentin im letzten Jahr Linda Kaschny aus Bad Homburg, und Gottfried Lemperle aus Frankfurt. Der vorwiegend in Myanmar tätige Dr. Heinz Schöneich aus München stieß mit Paul direkt von einem Interplast-Einsatz in Tanga, Tansania, später dazu.
    Das Camp hatte Dr. Harmonie Linda Mitila, die schon drei mal mit uns in Goma operiert hatte, in Zusammenarbeit mit dem Health Ministry in Kinshasa vorbereitet. Der einzige plastische Chirurg im Kongo, Dr. Richard Batiteyan (Ausbildung in Belgien) und sein Assistent Dr. Frederick Moko, 2 erfahrene Anästhesisten und weitere vier jungen Chirurgen halfen tatkräftig mit.
    Das Health Ministry hatte uns statt der vereinbarten Universitätsklinik ein seit Jahren still gelegtes Hospital im Vorort Kinkole zugewiesen, in dem ein Pavillon mit kleinem OP-Trakt und 3 Patienten-Zimmern stand. Ein Dieselgenerator wurde für die Op-Lampen und unsere Handys angeworfen und mit etwas Wasser konnten Instrumente und Kittel gewaschen und in einem modernen Steri sterilisiert werden. Ein Anästhesiegerät wurde geleast und die notwendigen dort sehr teuren Narkosemittel gekauft.

    Ameloblastom des Unterkiefers nach der OP

    ... diesmal radikal entfernt mit sub-optimaler Rekonstruktion des Unterkiefers mit einer Metallplatte.

    Fibröse Dysplasie des rechten Oberkiefers

    Innerhalb von 12 Jahren gewachsene Fibröse Dysplasie des rechten Oberkiefers.

    Die meisten operierten 88 Patienten hatten große gut- oder bösartige Knochentumore im Gesicht, die oft schon vor Jahren subradikal operiert worden waren, oder extreme Verbrennungs-Kontrakturen vorwiegend an Elenbeugen und Händen. Wir hätten statt in den vereinbarten 8 OP-Tagen einen ganzen Monat operieren können, nur um die uns vorgestellten auffälligsten Verunstaltungen zu beheben. Mit dem für Afrikaner typischen Gleichmut ließen sich jedoch die Patienten mit weniger ausgeprägten Tumoren und Kontrakturen auf nächstes Jahr vertrösten. An angeborenen Fehlbildungen operierten wir nur eine Gaumenfistel; auch in der Hauptstadt werden wie an vielen Orten in Afrika die Neugeborenen, die später nicht zu verheiraten sind, dem Kongo übergeben.

    Die 28 Patienten mit extremen Gesichtstumoren, von denen viele schon einmal operiert waren, und die ca. 20 mit Verbrennungskontrakturen ihrer Arme und Hände waren geduldig und postoperativ zufrieden. Sie ertrugen ihre Einschränkungen vorbildlich und alle Wunden verheilten komplikationslos und trotz mangelnder Hygiene im Op. ohne nennenswerte Infektionen.
    Wir bedanken uns wieder herzlichst bei Pro-Interplast e.V., das diesen Einsatz wie so viele davor, ermöglicht hatte – und bei der Catgut GmbH in Markneukirchen, der Serag-Wiessner GmbH in Naila für das notwendige Nahtmaterial, sowie bei der Fa. Novidion in Köln für die Pulox-Hautklammer-Geräte.

    Fibröse Dysplasie des rechten Oberkiefers nach der OP

    Radikale Extirpation und Rekonstruktion mit verbliebenen Periost-Knochen-Lappen.

  7. 5. Mission in Goma

    Juni 2018

    Autor : Hans Jakob

    Wann : 06. Juni 2021

    Über : Der 5. Einsatz in Goma, Juni 2018

    Teilnehmer waren, wie bei den Einsätzen 2016 und 2017, Gottfried Lemperle, Katja Kassem, Carsten Schröder und Christoph Sachs. Wir operierten wieder im OP der privaten Blutbank CEDIGO von Dr. Jean Maganga, da wir in keinem der 5 größeren Krankenhäuser der Millionen-Stadt Eingang fanden.
    Die Sicherheitslage erscheint weiterhin gut, da viel einheimisches und internationales Militär in Goma stationiert ist. Die politische Situation im Kongo ist unverändert, Neuwahlen sind für den Dezember geplant: Joseph Kabila, der nicht mehr antreten darf, wird wohl ein 4. Mal gewählt, da er die Oppositions-Politiker verschwinden ließ oder im Gefängnis hält. Angeblich hat er 50 Milliarden $ in die Schweiz geschafft. Alle afrikanischen Diktatoren bluten ihr Volk aus und schaffen es nur mit ihrem Militär, immer wiedergewählt zu werden.
    Die infrastrukturelle Situation in Goma verbessert sich weiter, wenn auch langsam. Auffallend ist die Zunahme an Straßenbeleuchtung und asphaltierten Straßen. Von Dr. Maganga und der lokale Kirche des Nazarener wurde unser Einsatz wieder über Radio und die lokalen Medien angekündigt, sodass ca. 400 Patienten auch aus den entlegenen Dörfern in den Rebellen-Gebieten, teils über 100 Kilometer entfernt, den Weg nach Goma fanden.
    Auch bei dem diesjährigen Einsatz wurde ein wesentliches Augenmerk auf die Einbindung und Ausbildung der beiden früheren Kolleginnen Harmonie Mitila aus Kinshasa und Emilie Amisi aus Bukavu, sowie der vier lokalen Assistenten gelegt. Die letzteren operierten engagiert ca. 120 Patienten mit Keloiden, Lipomen, Atheromen und Ganglien auf einem gemeinsamen Bett am Fenster. Auch Harmonie und Emilie operierten weitgehend selbststädig ca. 50 größere Hauttumore und kontrakte Narben, sodaß unserem Team die ca. 80 großen Gesichtstumore und ausgedehnten Verbrennungs-Kontrakturen in Narkose, Plexus- oder Spinalanästhesie blieben. Auf den 4 Op-Plätzen konnten in 10 Op-Tagen insgesamt 303 weitgehend von ihrem Leiden befreit werden. Wie unser Nachsorge-Arzt Dr. Eric Kitoga berichtet, gab es nur zwei Sekundärheilungen: nach Exzision eines großen Keloids und an Z-Plastiken an einem verbrannten Arm.
    Wieder standen am 1. Sonntag alle 400 Patienten im Vorgarten des Hospitals, diesmal mit einem auffallend großem Anteil an grotesken Kopf- und Hals-Tumoren. Da es in der Provinz Kivu-Nord keine chirurgische Versorgung gibt, wachsen gut- und bösartige Tumore ins Uferlose. In Goma selbst gibt es für Arme kein Röntgenbild oder CT, noch eine funktionierende Pathologie oder Chemotherapie, sodaß wir die Tumor-Diagnostik aufgrund der Anamnese und des klinischen und intra-operativen Befundes nur vermuten - und entsprechend radikal operieren mussten. Katja Kassem nahm jedoch 30 Tumor-Proben in Formalin für ihren Pathologen mit nach Deutschland. Nach unserem Rückflug operierte Dr. Kimona noch 30 Patientinnen mit riesigen Strumen; er hospitierte auf Einladung von Prof. Horch und seines Rotary-Clubs Erlangen im März 6 Wochen in der plastischen Chirurgie der Universität Erlangen.
    Auffallend ist, dass durch die Konstanz der jährlichen Einsätze mit dem gleichen ärztlichen Personal die Zusammenarbeit mit den Kollegen vor Ort immer besser wird. Man hat sich aufeinander gefreut, versteht sich zum Teil blind, kennt die Gegebenheiten und Möglichkeiten, und kommuniziert weitgehend nonverbal. Auch nimmt von Einsatz zu Einsatz die Struktur in der Klinik zu, indem jedes Jahr unsere medizinischen Geräte und Instrumente vorort bleiben, was die Organistation und Patientenversorgung, aber besonders die Nachsorge merklich verbessert. So wurde dieses Jahr ein Defibrillator mit der Möglichkeit zum Monitoring, mehrere Sauerstoffsättigungsclips, und ein elektrisches Dermatom mitgebracht und dort gelassen.
    Der Bedarf an plastisch chirurgischer Versorgung ist im Ostcongo weiterhin immens, sodaß auch dieses Jahr wieder zahlreiche Patienten auf nächstes Jahr vertröstet werden mussten. In Zusammenarbeit mit der Universität Goma gründeten die einheimischen Kollegen während unseres Aufenthaltes „Interplast-Goma“, um den Interplast-Gedanken fortzuführen (www.interplast-germany.de). Mit dem Status einer Non-Governmental-Organisation (NGO) hoffen sie, öffentliche Gelder und Spenden vor Ort zu akquirieren.
    Da aufgrund der Zunahme an einheimischen Kollegen, die unsere Einsätze begleiten, und der privatwirtschaftlichen Nutzung des CEDIGO Hospitals Kapazitätsgrenzen vorprogrammiert sind, soll die vorhandene Ambulanz der Kirche des Nazarener mit einem Operationssaal und Betten ausgebaut werden, um in Goma ein eigenes Operationszentrum zu errichten. Ein entsprechender Antrag liegt dem BMZ in Bonn vor – das im Frühjahr 2018 unseren Antrag auf ein 2-stöckiges Hospital in Goma mit der Begründung einer fehlenden Nachhaltigkeit abgelehnt hatte.
    Im Rahmen des nächsten Einsatzes im April 2019 soll auch eine neue Behandlungsstätte in Bukavu, am Südende des Kivu See, eruiert werden. In einem dortiges Universitäts- Krankenhaus könnte die präoperative Diagnostik und die postoperative Betreuung der Patienten deutlich verbessert werden. Gottfried Lemperle fliegt auf Einladung des kongolesischen Gesundheitsministers im Oktober in die Hauptstadt Kinshasa, wo Harmonie in ihrem Universitäts-Hospital ein erstes Interplast-Camp organisieren wird.
    Herzlichen danken dürfen wir wieder Pro-Interplast Seligenstadt e.V. für das finanzielle Aufkommen unseres Einsatzes, und den Firmen Catgut GmbH, Combustin GmbH, Paul Hartmann AG, MIP-Pharma, Novidion GmbH, und der Serag-Wiesner AG für unglaublich viele Op-Materialien für die weit über 300 Operationen in Goma.

    Christoph Sachs, Berlin

    Patienten
  8. Der 4. Einsatz in Goma

    Juli 2018

    Autor : Hans Jakob

    Wann : Januar 2022

    Wo : Rehema Goma Hospital

    Burkitt'Lymphon-Rezidiv

    Rasant wachsendes Burkitt´Lymphom-Rezidiv von 2016 ...

    Unser Team von 2016 drängte mich, es auch im Juli 2017 wieder nach Goma zu begleiten. Die Millionen-Stadt am Kivu-See im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRC) hat im letzten Jahr dank eines weitreichenden Straßenbaus durch die Chinesen und Solar-Beleuchtung der Straßen durch Deutschland einen gewaltigen Sprung zu einem Wirtschafts-Zentrum gemacht. Wer glaubt, dass Millionenstädte in China überfüllt sind, sollte einmal durch Goma fahren!
    Am 2. Juli 2017 standen wieder ca. 400 Patienten aus allen Teilen des Nord-Kivu vor dem kleinen CEDIGO-Hospital in Goma, darunter auffällig viele große Gesichts- und Halstumore, meist Burkitt´Lymphome, Ameloblastome und Sarkome, Kröpfe, wenig Verbrennungs-Kontrakturen, und diesmal keine Spalten. Leider hatten wir wenig Einfluß auf die Auswahl der jeweils 20 Patienten, die in den folgenden 8 OP-Tagen immer schon HIV-getestet und umgezogen vor dem Operationssaal saßen.
    Da ich die beiden jungen Chirurginnen des letzten Jahres Dr. Harmonie Mitila aus Kinshasa und Dr. Emilie Amisi aus Bukavo wieder eingeladen hatte, konnten unser Team um Christoph Sachs aus Berlin, Katja Kassem aus Donaueschingen und dem Anästhesisten Carsten Schröder an 2 OP-Tischen werken und die beiden Einheimischen auf einem Bett mit jeweils zwei Patienten Tumore und Keloide in Lokaler operieren.

    Zudem war mein Enkel Johannes Schierle, Medizinstudent in Groningen, mit von der Partie, der im OP kräftig mithalf und für seine Bachelor-Arbeit herausfinden sollte, welche Keloide in Afrika ohne anschließende TRIAM-Injektionen operativ entfernt werden können. Dem Arzt der Kirche-des-Nazarener in Goma, Dr. Eric Kitoga, hatten wir eine Impfpistole mit 200 Ampullen TRIAM mitgebracht und ihn angewiesen, alle Keloide und deren postoperativen Narben zu fotografieren und gegebenenfalls mit TRIAM zu behandeln.
    Am Samstag operierten wir wieder im Rot-Kreuz-Hospital in Goma, wo wir drei Dekubiti eines Jungen mit lokalen Lappen deckten, und zwei jungen Männern den abgeschossenen vorderen Unterkiefer mit Beckenkamm und Osteosynthese-Platte rekonstruierten. Erstaunlicherweise sah ich in Goma bereits sechs junge Männer, denen allen der Unterkiefer von unten her durchschossen wurde - ohne andere Verletzungen im Gesicht oder Thorax. Keiner sagte die Wahrheit über diesen Schuss: Strafe oder Erpressung? Das erinnerte mich an Tansania, wo ich einst einem Banker das angeblich bei einem Unfall abgetrennte rechte Ohr aus Rippenknorpel recht und schlecht (nach Pitanguy) rekonstruierte - und drei Tage später fünf weitere junge Männer mit fehlendem rechten Ohr im Hospital erschienen. Von einer OP-Schwester erfuhr ich, dass dies in manchen Gegenden Tansanias noch immer die Strafe für schweren Diebstahl ist.

    Burkitt'Lymphon-Rezidiv

    ... und nach Resektion von Orbitaboden, Maxilla, Nasenwand und halbem Gaumen. Die linke Schädelbasis ist infiltriert; es gibt weder Bestrahlung noch Chemotherapie in Goma. Wir hoffen auf eine Chemo jenseits der Grenze in Ruanda.

    Burkitt'Lymphon-Rezidiv

    Ein Jahr später hatte der Tumor die ganze Augenhöhle infiltriert, sodass wir alle Wände bis zum freiliegenden Gehirn entfernen mussten. Das Gehirn wurde an einem breiten Streifen aus der Temporalfaszie wasserdicht aufgehängt.

    Insgesamt haben wir zu fünft an acht Operationstagen 207 Patienten von ihren mehr oder weniger belastenden Tumoren oder Kontrakturen befreit, wobei wir wahrscheinlich sechs Patienten mit großen Sarkomen das Leben retteten. Unser Anästhesist versuchte unter schwierigsten Überwachungs-Bedingungen dem lokalen Anästhesie-Pfleger die Grundbegriffe der modernen Anästhesie beizubringen. Auch den beiden OP-Schwestern Synthia und Colette gebührt ein gewaltiges Lob, täglich 20 Instrumenten-Tische zu sterlisieren und herzurichten, und vier Chirurgen gleichzeitig zu bedienen! - wie auch den 2 Stationsschwestern und 4 Wäschern, die über Nacht alles wieder säuberten. Nach unserer Abreise operierte Dr. Kimona noch 20 Patienten mit riesigen, dort endemischen Strumen, die wir unoperiert nicht wieder in die Rebellengebiete zurücksenden konnten. Damit erhöht sich die Zahl der bei diesem Einsatz operierten Patienten auf 227.
    Wir danken besonders dem Chef des Hospitals Dr. Jean Maganga für die zweiwöchige Überlassung seine Räume und seines Personals, Dr. Christophe Kimona, den Prof. Raimund Horch für sechs Wochen nach Erlangen eingeladen hatte, für die Operation der verbliebenen 20 großen Strumen aus dem Nord-Kivu, wo sich kein Arzt derzeit hintraut. Und natürlich Katja, Christoph und Carsten, die bei manchen blutigen Operationen und schlechter Beleuchtung die Nerven und den nötigen Humor nicht verloren. Herzlichsten Dank auch Pro-Interplast für die Finanzierung unserer Flüge und Hotelkosten. Sowie erneut den Firmen Catgut GmbH, Serag-Wiessner GmbH, Paul-Hartmann AG, Combustin GmbH, MIP Pharma GmbH, Novidion GmbH, pfm Medical AG, und der Apothekerin Sylvia Pöhlmann in Margetshöchheim und PD.Dr.Dr. Würzler für wertvollstes Op-Material.

    Gottfried Lemperle

  9. Der 3. Einsatz in Goma, August 2016

    August 2016

    Autor : Hans Jakob

    Wann : 11. Januar 2022

    Über : Der 3. Einsatz in Goma, August 2016

    Das Team: Christoph, Katja, Colette, Carsten, Jason, Gottfried, Cynthia

    Das Team: Christoph, Katja, Colette, Carsten, Jason, Gottfried, Cynthia.

    Über die ersten beiden Einsätze in Goma, Demokratische Republik Kongo, hatte Gottfried Lemperle bereits berichtet. Diesmal fand er in uns ein weiteres begeistertes Team: die plastischen Chirurgen Christoph Sachs vom Martin-Luther-Krankenhaus in Berlin und Katja Kassem aus Donaueschingen, und Carsten Schröder, Anästhesist in Zürich (Abb.1).
    Was Gottfried für besonders wichtig erachtet: die Einbindung der lokalen Chirurgen und Anästhesisten: Dr. Christophe Kimona, einen früheren chirurgischen Chefarzt und vorgesehen für unser neues Hospital, Dr. Harmony Linda Mitila, im 3. Jahr Chirurgie, die Assistentin Dr.Emilie Amisi, sowie die Anästhesie-Pfleger Jason, Castram und Christian, und die Op-Schwestern Colette und Cynthia. Die einheimischen Chirurgen sollen ja irgendwann auch ihre plastisch-chirurgischen Patienten selber versorgen können!
    Eingeladen wurden wir wiederum von der Kirche des Nazareners in Goma und ihrem Reverend Balibanga, der Dr. John Maganga im CEDIGO-Hospital überzeugte, auch ein 3. Interplast-Team in seinem Hospital operieren zu lassen. Über Addis Abeba flogen wir nach Goma, das seinen 2002 von Lavamassen überfluteten Airport am 20. Februar 2015 mit finanzieller Hilfe von Deutschland und Aussenminister Steinmeier wieder eröffnet konnte.
    Zuvor kam ein modernisiertes Dräger-Narkosegerät, sowie verspätet von Katja erbettelte OP-Materialien in 4 super-Metall-Kisten dort an, die die Firma Haas Logistig GmbH in Dunningen stiftete und unentgeltlich nach Goma verfrachtete. Zölle werden überall in Afrika nicht nach Vorschriften sondern nach Gutdünken des lokalen Offiziers erhoben: Reverend Balibanga kannte jedoch seine Schäfchen - und gab ihm statt Zoll wahrscheinlich einen wichtigeren Ablaß-Segen.
    Das Cedigo-Hospital, heute eher eine Blutbank, mit der sich mehr Geld verdienen lässt als mit Chirurgie, kannte die Power bereits, mit der Interplast-Teams zu operieren pflegen und war bestens vorbereitet. In dem ca. 30 qm grossen OP-Saal standen 2 OP-Tische, das deutsche Anästhesiegerät, eine neue 2. OP-Lampe, ein Absauggerät und 2 Ablagen für Lokale, Verbände und Nähte. Aber immer noch kein fliessend Wasser. Das Auspacken der 3 x 4 Koffer und Kisten erfolgte unter den gierigen Augen der Beschäftigten, da wir wiederum Laptops, Kameras und Uhren mitbrachten und ihnen auch unsere Koffer wieder überliessen.

    Dr. Eric von der Kirche der Nazarener hatte von ca. 400 Patienten die Anamnesen erhoben, sie fotografiert und je 50 pro OP-Tag einbestellt. Sie sassen geduldig auf dem Rasen vor dem Hospital, als wir am nächsten Morgen - wie jeden Morgen - die zu Operierenden aussuchten: ca. 5 große Gesichtstumore in Anästhesie, 10 kontrakte Hände oder Beine in Leitungs-Anästhesie, und ca. 20 Keloide (Abb. 2 ud 3) und kleinere Exzisionen in Lokaler. Das Bett im „Aufwachraum“ schoben wir mit dem Kopfende an das Fenster, sodass 2 weibliche oder männliche Patienten zusammen dort aufgelegt werden konnten, die dann von Drs. Harmonie und Emily operiert wurden: viele große reife Keloide, Mamma-Tumore, Gesichtsnarben, Neurofibrome, etc.
    Desinfiziert wurden unsere Hände mit etwas Seife und Wasser aus einem Eimer, und einigen Spritzern Sterisept. Nach Angaben von Dr. Eric, der alle Patienten nach unserer Abreise weiter betreute, gab es nicht eine post-operative Infektion, und alle Haut-Transplantate heilten zufriedenstellend ein.
    Dr. Eric hatte von Gottfried eine Dermojet-Impfpistole, die sonst Veterinäre benutzen, mit 2 x 100 Ampullen TRIAM 40 mitgebracht bekommen, um entweder noch frische Keloide damit zu verkleinern, oder die von uns operierten Keloide gegebenfalls nach 2-3 Monaten am Rezidivieren zu verhindern. Gottfried glaubt ja, dass die Ursache der meisten Keloide eine Infektion war - und Rezidive nach Exzision „reifer“ Keloide nur nach erneuter post-operativer Infektion auftreten. Deshalb zwang er uns, vor dem Wundverschluss, die noch offene Wunde mit Gentamicin oder Cefalotin zu beträufeln.
    Carsten kümmerte sich rührend um die 3 „Anästhesisten“, die nicht viel theoretisches Wissen mitbrachten. Christoph und Katja nahmen sich der vielen „frozen hands“ und Verbrennungen an, Gottfried operierte 6 grosse Gesichtstumore (Fibrodyplasien, Sarkome) und beaufsichtigte die einfacheren Exzisionen durch Harmony und Emilie am Fenster - und Katja verstand es prächtig, die beiden OP-Schwestern und Putzfrauen bei Laune und lautem Dauer-Gelächter zu halten.

    „Reifes“ Keloid

    „Reifes“ Keloid, das angeblich seit 2 Jahren nicht mehr wächst - und deshalb eine Indikation zur Operation darstellt.

    Keloid: 4 Wochen nach der Exzision

    4 Wochen nach der Exzision: sollten sich Rezidive bilden, hatte der nachsorgende Arzt eine TRIAM-Pistole zur Hand, deren Einsatz aber nicht notwendig wurde.

    Ohne deren guter Laune und ihrem fleissigem Waschen und Desinfizieren der Instrument (meist in einer Lösung, aber auch in ihrem undichten Autoklaven), hätten wir nicht täglich bis zu 20 Operationen machen können. So wurden in 10 Operations-Tagen insgesamt 187 Patienten operiert, 18 in Allgemein-Narkose, 20 in Spinal- oder Leitungsanästhesie, 16 in Analgosedierung, und 133 in lokaler. Im entfernteren Ndoso-Hospital des Int. Roten Kreuzes operierte Gottfried mit Carsten die beiden mutilierten Goldgräber des Vorjahres noch einmal, sowie 2 Patienten mit zentralen Schussverletzungen des Gesichtes.
    Um die Nachsorge mussten wir uns kaum kümmern: in jedem der 3 Patienten-Zimmer lagen oft 6-9 Patienten zusammen in den 3 Betten oder auf dem Boden. Sobald sie stehen konnten wurden sie entlassen und traten den Heimweg oft auf den Motorrad-Taxis an, d.h. noch benebelt zwischen Fahrer und Angehörigen geklemmt.
    Harmonie und Emily waren äusserst engagiert und operierten meist selbstständig von morgens bis abends. Harmony macht inzwischen in Kinshasa ihre chirurgische Ausbildung, - und Katja überzeugte Eric, sein 3. neugeborenes Töchterchen nicht „Gottfried“ sondern Frieda zu nennen, wohl aus Dank für ein neues Laptop und die Impfpistole, mit der er sich pro Schuss von den wohlhabenderen Keloid-Patienten etwas dazu verdienen soll.
    Wir danken herzlichst der Aesculap AG in Tuttlingen, der Haas Logistic GmbH in Dunningen, der Einhorn Apotheke in Blumberg, Frau Almut Meyer, dem Schwarzwald-Baar Klinikum, und Liberi pacifer e.V. - ohne deren Hilfe dieser Einsatz nicht zustande gekommen wäre.

    Katja Kassem, Donaueschingen

  10. 1. und 2. Interplast Einsatz in Goma

    Juli und Oktober 2015

    Autor : Hans Jakob

    Wann : Juli und Oktober 2015

    Über : Der 1. und 2. Einsatz in Goma

    Interplast Einsatz in Goma 2015, Gesichtsverletzung

    „Kirche in Aktion“ glaubt nicht nur an die Macht des Gebetes, sondern auch an das Wirken Gottes durch sie in der Welt. Man muss nur seine Talente dort einsetzten, wo sie dringend gebraucht werden. Zwanzig junge Christen aus Frankfurt brachen vom 21. bis 31.7. 2015 nach Goma im Kongo auf, um dort Schulen zu bauen, ihnen Computer Labore einzurichten, und Erzieherinnen auszubilden. Mein Sohn Andreas, Architekt, lud mich zur Mitarbeit ein: Patienten und ein Hospital zu finden sei kein Problem. Thomas Biesgen aus Trier und Michaela Hladik aus Salzburg entschieden sich kurzfristig mitzufliegen. Leider erhielten wir innerhalb von 3 Wochen kein Visum vom Kongo für einen Anästhesisten.

    Der Kongo ist das an Mineralien reichste Land Afrikas, steht aber auf dem „menschlichen Entwicklungs-Index“ aufgrund von Korruption und Bürgerkriegen weltweit an vorletzter Stelle (vor Niger). Goma ist die Grenzstadt zu Ruanda, in die 1994 500.000 Tutsis vor den Massakern der Hutus flüchteten. Ruanda schwimmt seither in Hilfsgeldern; in der Millionenstadt Goma gibt es eine einzige geteerte Strasse, kein fliessend Wasser und noch keine Landverbindung zur Hauptstadt Kinshasa. Seit die Rebellen 2013 Frieden mit der Regierung machten, ist es dort in den grossen Städten absolut sicher.
    Wir landeten in Kigali, Ruanda und fuhren die 180 km auf der von Chinesen gebauten Superstrasse mit dem Bus nach Goma, malerisch am Kivu-See gelegen. Dort war 2002 der 20 km vom Zentrum entfernte Vulkan ausgebrochen und hatte den Norden der Stadt in Schutt und Asche gelegt. Die wohl schmutzigsten Strassen der Welt bestehen aus Lavabrocken und Asche, auf die sich nur die grossen SUVs der vielen

    Interplast Einsatz in Goma 2015, Gesichtsverletzung2
    Interplast Einsatz in Goma 2015, Gesichtsverletzung3

    Das kleine Hospital, das uns einlud, gehört einem Arzt Dr. Maganga, der über Radio spontan 450 Patienten mit plastischen Problemen anlockte. Nach gewaltigen Keloiden und Lymphödemen, die wir heimschicken mussten, blieben neben großen Tumoren vorwiegend Verbrennungskontrakturen und „frozen hands“, die wir in 5 OP-Tagen bei 35 Patienten mit grossen Z-Plastiken und Vollhaut-Transplantaten versorgten. Alle Z-Plastiken und Transplantate heilten gut ein. Thomas und Michaela operierten 3 Lippenspalten und einen Gaumen, bis wir diese wegen mangelndem Vertrauen in die einheimischen Anästhesisten (in ganz Afrika sind es Anästhesie-Helfer mit einer 3-jährigen Ausbildung) einem späteren Interplast-Team überlassen mussten.
    Ein Chirurg eines anderen NGO-Hospitals hatte von uns gehört und holte uns zu zwei grauenhaft zugerichteten jungen Männern. Marodierende Soldaten waren zwei Wochen zuvor in ein Dorf weit im Norden von Goma eingedrungen und fragten die Bewohner unter Androhung von Folter, wer dort Gold gefunden habe. Einer deutete dann wohl unter Druck auf diese beiden Freunde. Als die beiden mehrmals verneinten, schnitten ihnen die Soldaten einen Finger nach dem anderen, dann die beiden Ohren, und als sie dann das Gold in deren Hütte fanden, auch noch die totale Ober und Unterlippe ab: „So werdet Ihr nie wieder lügen!“ ... Der Teufel ist täglich unter uns.

    Wir mussten das gesamte verbliebene Mittelgesicht bis zu den fehlenden Ohren mobilisieren und einen Visierlappen vom Hals hochschlagen, um wenigstens die freiliegende Gingiva zu bedecken. Ein Visierlappen von der Stirn hätte das beschädigte Gesicht noch weiter beeinträchtigt, aber ein geteilter freier Lappen vom Unterarm wäre wohl die bessere Wahl gewesen!
    Bei einem 2. Einsatz vom 13. bis 22. Oktober 2015 mit Arthur Charpentier aus Bonn konnten wir die beiden Goldsucher ein zweiten Mal operieren und dem jüngeren die beiden Gesichtshälften noch weiter zur Mitte hinziehen. Ausserdem schafften wir es, in 5 Tagen weitere 50 Patienten mit riesigen Tumoren, Verbrennungskontrakturen und Schusswunden zu operieren. Alle heilten angeblich gut aus.
    Wir danken herzlichst den Firmen Catgut GmbH, Novidion, Combustin, MPI-saar und Smith&Nephew für die spontan gespendeten grossen Mengen an Nahtmaterial, Staplern, Antibiotika, Lidocain und Verbandsmaterial. Und der Firma Erbe für 2 Erbotome! Und natürlich Pro-Interplast in Seligenstadt und Interplast-Germany für die immer gewährte finanzielle Unterstützung!

    Gottfried Lemperle, Frankfurt
    Arthur Charpentier, Bonn

    Interplast Einsatz in Goma 2015, Gesichtsverletzung3